Neue Mitarbeiter gut ins Team zu integrieren geht uns alle an

4. September 2022

Neue Mitarbeiter ins Team zu integrieren (auf schlau übrigens “Onboarding”), klingt nach etwas, das Gang und Gebe sein sollte und doch kommt es vor, dass insbesondere Studis, die sich immer und immer wieder für kurze Zeit neu in einem Team einfinden sollen, damit Schwierigkeiten erleben. Auch junge Assitenzärzt*innen, die die erste Stelle antreten, können hier Herausforderungen erleben. 

In diesem Beitrag möchte ich für diese besondere Situation sensibilisieren und es uns einmal aus beiden Perspektiven bewusst machen, dass nicht jeder Person der Start in einem neuen Team leicht fällt und wieso es auch für das Team wichtig ist, die Türen direkt zu Beginn weit zu öffnen.

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Herausforderungen beim Start in ein neues Team

Von welchen Herausforderungen beim Start in ein neues Team spreche ich? Was fällt schwer daran, neue Mitarbeiter *innen ins Team zu integrieren?

Aus Sicht der neuen Person

Für das neue Teammitglied ist nicht nur das komplette Arbeitsumfeld neu. Manchmal gehört dazu der Umzug in eine neue Stadt und damit auch ein neues soziales Umfeld. Man wird förmlich weit aus dem bekannten Leben herausgenommen und in ein komplett neues Umfeld geworfen. Für manche ist das gar kein Problem, man freut sich auf eine neue Stadt und neue Gesichter. Für andere wiederum ist es eine Situation weit außerhalb der Komfortzone.

Auf der Arbeit bedeutet es vor allem, dass man das komplette Team, zu dem nicht nur Ärzt*innen gehören, sondern auch die Pflege und viele weitere MitarbeiterInnen der Abteilung nicht kennt.

Es kommen unzählige neue Namen auf einen zu und man fragt sich als neue verantwortliche, Assistenzärzt*in schnell: Wer kann was und wem kann ich im Notfall vertrauen?

Dazu kommt eine neue Infrastruktur mit diversen Programmen, sei es Orbis oder SAP oder noch ein weiteres Programm in der ZNA oder oder oder.

Die Räumlichkeiten müssen erlernt werden – wer hat sich bisher noch nicht in einer Klinik verlaufen?

Es gibt neue Inhalte zu lernen, denn jede Abteilung hat ihre eigenen Standards, da oft viele Wege nach Rom führen.

Folglich: Die neue Person ist maximal außerhalb der Komfortzone. 

Ich möchte an die manchmal unangenehme Situation beim Eintreffen morgens in der Frühbesprechung erinnern, wo ein unbekanntes Team zusammen kommt. Man weiß nicht, wo und ob man sich setzen darf – nachher sitzt man auf dem Stuhl vom Chef?! 

(Ich habe mich in meiner ersten Famu direkt falsch gesetzt…) und wenn man großes Pech hat und niemand einen abholt, dann läuft man wie das dritte Rad am Wagen etwas unbeholfen nach der Besprechung den anderen hinterher und sucht Anschluss. Diese Situation gilt insbesondere für unsere Student*innen. 

Gleichzeitig ist gerade der erste Eindruck entscheidend für die nächsten Wochen. Als neue Kolleg*in ist es sehr wichtig, dass man schnell ein paar Menschen findet, sowohl in der Pflege als auch im ärztlichen Team, von denen man lernen kann und die man niederschwellig um Hilfe fragen kann. Mir selbst hat in jeder neuen Position die Hilfe der Pflege enorm den Start vereinfacht – umso wichtiger ist es, schnell einen guten Anschluss zu finden.

Manchmal kann man sich im neuen Klinikalltag isoliert vorkommen. Umso wichtiger ist es aus Sicht des Teams eine einfache Integrierung zu ermöglichen!
Photo by Oren Yomtov on Unsplash

Aus Perspektive des Teams

Für das Team ist jede neue Person ein neues Gesicht mit neuem Namen. Doch auch das Team möchte die Person kennenlernen. Insbesondere wenn man eng zusammenarbeitet ist es wichtig, dass eine Vertrauensbasis zustande kommt, sodass man weiß, wann man sich auf die andere Person verlassen kann und wann nicht. Das gilt für die Zusammenarbeit mit der Pflege, mit Assistenzärzt*innen und Oberärzt*innen.

Es ist insbesondere am Anfang unklar, was die neue Person bereits alles gelernt hat und eigenständig umsetzen kann und was nicht. Was alles zusammen gelernt werden muss, sollte idealerweise früh erkannt werden. Nicht erst, wenn ein Fehler geschehen und das Kind in den Brunnen gefallen ist!

Doch dazu bedarf es Kommunikation und regen Austausch ab Tag 1, sodass man sich als neue Person auch schnell traut offene Fragen zu klären. Schließlich kann in hierarischen Abteilungen Unwissen auch als Makel ausgelegt werden. Das ist eine schlechte Angewohnheit eines Teams, die man unter Umständen als Studi bereits beigebracht bekommt.

„Das Beste an Teamarbeit ist, dass dir immer jemand zur Seite steht.“

– Margaret Carty

Mein Impuls mit diesem Beitrag

Mit diesem Beitrag möchte ich für die Situation eines neuen Teammitglieds sensibilisieren, auf beide Seiten aufmerksam machen und ein paar Tipps geben, damit der Anfang für alle  gut klappen kann. Die Idee ist, dass beide Seiten sich verstehen lernen.

Für die neue Person, die sich ins Team integrieren möchte, bedeutet das, dass sie offen immer wieder auf die Leute zugehen sollte. Dazu gehört gerne auch mal etwas Mut, wenn man sehr viel Respekt vor den neuen und vielleicht älteren Kolleg*innen in hierarchischen Teams hat.

Für das Team möchte ich folgenden Impuls mitgeben:

Es hilft ungemein, wenn man sich in die neue Person hineinversetzt und versteht, in welcher Situation sie sich befindet. So kann man zum Beispiel nach der Übergabe, wenn sich die neue Person sehr wahrscheinlich ‘lost’ fühlt, auf sie zugehen. Auch wenn wir alle mit unseren Köpfen bereits in den Aufgaben des anstehenden Tages versunken sind – und die neue Person “abholen”.

Es ist meiner Meinung nach sehr wichtig von Anfang an niederschwellig Möglichkeiten für Rückfragen aufbauen. Bedeutet konkret, dass man dem neuen Teammitglied Hilfe bei unklaren Fragen anbietet, die eine Telefonnummer mitgibt und so Sicherheit vermittelt.

Das Team profitiert schließlich auch davon, eine neue Kolleg*in mit offenen Armen zu empfangen und die Basis für eine gute und schnelle Einarbeitung und Entwicklung zu setzen. Das geht jedoch nur, wenn sich das neue Teammitglied  auch wohl fühlt.

Ein Beispiel: Fühlt sich die neue Person unwohl, traut sie sich nicht bei Unklarheiten zu fragen. Sie lernt folglich nicht so schnell, wie sie könnte, was bedeutet kann, dass sie später Dienst-fit ist oder Wochenend-Visiten weniger gut vorbereitet sind.

Als neues Teammitglied sowie auch aus Teamseite sollte klare und offene Kommunikation das A&O einer schnellen Integrierung sein.
Photo by Kelly Sikkema on Unsplash

Mein Fazit

Beide Seiten sind gefordert und verantwortlich für einen guten Start. Denn beide Seiten profitieren, wenn neue Kolleg*innen (auch Studis!!!) sich wohl fühlen. Sich somit schneller trauen außerhalb der Komfortzone neue Aufgaben anzugehen. Die neuen Mitarbeiter*innen leben sich folglich besser ein. Das bedeutet, dass die Einarbeitung besser klappt und sie so schneller eine Hilfe im Klinikalltag sind.

Erinnerst du dich noch an deine ersten Tage in neuen Abteilungen? Sei es als Praktikant*in, Student*in oder neue Kolleg*in? Wie war es für dich? Lief der Start für dich immer reibungslos oder hast du auch schwierige Situationen erlebt, dich gar Fehl am Platz gefühlt? Wir sollten uns alle zur Aufgabe machen, neue Mitarbeiter ins Team zu integrieren!

Schreib mir gerne deine Erfahrungen und Gedanken zu diesem Beitrag an nicole@arztsein.com oder komm mit mir auf Instagram in Kontakt (@arztsein). Ich freue mich auf den Austausch und hoffe, dass wir gemeinsam den Start in neue Teams verbessern können.

Deine Nicole

Hi, ich bin Nicole. Ich habe das Projekt ‘Arzt-Sein’ ins Leben gerufen, um Themen vorstellen, die mich auf meinem bisherigen Ausbildungsweg beschäftigt haben und für die ich im normalen Klinik-Assistenten-Leben keine Antworten gefunden habe.

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