Unser Wort ist die wohl stärkste Macht, die wir haben, um uns und andere Menschen zu beeinflussen. Es ist unumstritten, dass unsere ärztliche Art zu kommunizieren manchmal etwas mehr als holprig ist. Und doch ist unsere Wortwahl entscheidend für die Motivation eines Patienten einer Therapie zu folgen.
Damit haben wir die Möglichkeit, durch eine bedachte Wortwahl ein wichtiges Element beim ArztSein sinnvoll zu nutzen, über dessen eigentliche Wirkung wir uns häufig nicht bewusst sind.
Die Macht der Worte
- “Deine Patientinnen verstehen dich nicht!“
- Ich habe gelernt in der sprachlichen Ausdrucksweise flexibel zu sein
- Doch welche Vorteile bringt uns Ärzt*innen unsere Fachsprache?
- Allerdings kann der Gebrauch von medizinischen Fachwörtern im Patientengespräch mehr Schaden als Nutzen bringen
- Unsere Worte geben uns Macht
- Unsere Patienten müssen uns vor allem inhaltlich verstehen
- Warum benutzt mein Oberarzt nun Vergleiche?
- Was können wir in Zukunft bei unseren Gesprächen in Bezug auf die Wortwahl beachten?
“Deine Patientinnen verstehen dich nicht!“
“Okay, Nicole. Ich übernehme ab jetzt. Dich versteht hier niemand.” An diesen Satz kann ich mich noch so gut erinnern! Er ist gegen Ende meiner ersten Woche als Assistenzärztin gefallen. Ich war auf der Wochenbettstation eines großen Krankenhauses eingeteilt und an diesem Tag für 30 frischgebackene Wöchnerinnen verantwortlich.
Mein damaliger Kollege ist nach seinem 24-Stunden-Dienst zu mir auf Station gekommen, um noch einmal nach dem Rechten zu sehen, da ich als Berufsanfängerin mit der an sich einfachen Wochenbettvisite ziemlich überfordert war.
Nicht nur, dass ich bei der Menge an Patientinnen nichts vergessen und nichts übersehen wollte. Ich war schlichtweg mit der Tatsache überfordert, dass ca. ¾ der Patientinnen kein oder nur wenig Deutsch gesprochen haben.
“Deine Patientinnen verstehen dich nicht. Sie wissen nicht, was ‘Wasserlassen’ oder ‘das Kind anlegen’ bedeutet oder was ein ‘Tampon’ oder ‘Geschlechtsverkehr’ ist” wurde mir von meinem Kollegen erklärt.
“Mach kurze Sätze und benutze einfache Wörter. Pipi und Kacka wird in ziemlich jeder Sprache verstanden. Genauso Aua. Und was die Hygienemaßnahmen im Wochenbett angeht, kannst du dich kurz halten. Die Frauen haben schon Kinder, sie wissen Bescheid. Also sagst du etwas wie: Nicht Baden, kein Sex, Termin beim Frauenarzt.”
So hat sich meine Wochenbettvisite bis heute gehalten. Sprachlich bin ich sehr flexibel geworden und kann mich dem Sprachniveau der Patientinnen gut anpassen. Von “Pipi? Kacka? Laufen gut? Kind an Brust?” bis hin zu wohlgeformten Sätzen, die richtige Gespräche möglich machen, biete ich nun ein breit aufgestelltes Vokabular an, denn ein Übersetzer ist nicht immer verfügbar.
Zugegeben: es war zu Beginn schon sehr komisch als Ärztin nach Pipi und Kacka zu fragen, aber mit so einfachen Worten klappt es schlichtweg am besten sich mit den Patientinnen zu verständigen.
Anfangs musste ich vor allem meine eigenen Gefühle dabei hinten anstellen.
Denn es ist sehr einfach, es als Zumutung gegenüber der Pflege und dem ärztlichen Team zu betrachten, wenn die Patienten vor einem sitzen und “Nichts deutsch, nur XX sprechen” sagen. Doch der eigene Unmut über die Situation hilft dann nicht weiter, sodass wir Wege finden müssen, zu helfen und unser Bestmögliches – wenn nötig mit Händen und Füßen – zu tun.
Also bin ich bei beispielsweise “Pipi und Kacka?!” gelandet, wenn dies eben notwendig ist.
Ich habe gelernt in der sprachlichen Ausdrucksweise flexibel zu sein
Meine Worte kann ich entsprechend dem Verständnis des Patienten bis hin zur Patientenvorstelllung beim Oberarzt anpassen. Denn es gibt rund um diese Art der körperlichen Funktionen so viele Möglichkeiten für uns Mediziner*innen sich auszudrücken:
Pipi, Wasserlassen, Urinieren, Spontanurin, Miktion und Kacka, Stuhl, Stuhlgang, Defäkation etc.
Hier sollte man bei der Anamnese übrigens nicht nach “normalem Stuhlgang” fragen – woher soll der Patient wissen, was normaler Stuhlgang ist? Vielleicht ist für ihn ja der tiefschwarze und feste Stuhl alle 5 Tage normal?
Diesen einfachen Tipp meines Kollegen auf das sprachliche Verständnis und auf den Wissensstand meiner Patientinnen besondere Rücksicht zu nehmen, habe ich schnell in meine Gespräche einfließen lassen. Schließlich sind wir Mediziner*innen dafür bekannt, dass wir so unverständliche Worte und Sätze sprechen, dass wir häufig nicht verstanden werden, selbst wenn in der gleichen Sprache gesprochen wird.#
Genau aus diesem Grunde gibt es mittlerweile Anbieter, die Arztbriefe übersetzen und Diagnosen erklären. Und das nicht nur von deutsch zu deutsch sondern auch von deutsch in andere Fremdsprachen.
Trotzdem nutzen wir Mediziner*innen unsere Fachsprache in gleichbleibendem Ausmaß weiter. Wir sind als Berufsgruppe damit auch nicht allein. Im IT Bereich bspw. oder unter Handwerkern oder z.B. unter Seemännern wird ebenfalls eine eigene Fachsprache gepflegt.
Wir Ärzt*innen bilden jedoch eine besondere Ausnahme, da wir nicht nur untereinander im Fachjargon sprechen, sondern leider gerne auch mit den Patienten, die uns dann nur schwer folgen können.
Doch welche Vorteile bringt uns Ärzt*innen unsere Fachsprache?
Unsere aus dem Lateinischen oder Griechischen abgeleiteten Wörter bieten uns einen enorm wichtigen Vorteil: Sie sind präzise, knapp und zu 100% festgelegt.
Es können sich bei regelrechter Nutzung keine Missverständnisse einschleichen und jeder fachliche Gesprächsteilnehmer weiß so genau wie möglich Bescheid.
Ein beispielhafter Befund wie “3 x 2 x 1,5 cm große, zystische Raumforderung vom dextrolateralen Rand des linken Adnex ausgehend” gibt jedem Leser mit Fachkenntnissen klare Angaben über Lage und Größe des Befundes. “Auf Deutsch” ausgeschrieben würde der Befundtext sich über mehrere, komplizierte Sätze erstrecken (Vgl. S. Bechmann – Medizinische Kommunikation, UTB Verlag, 2014).
Desweiteren sind unsere medizinischen Fachworte auch international sehr ähnlich und können so weltweit gut verstanden und genutzt werden.
Natürlich ist mit der Nutzung der medizinischen Fachsprache auch eine besondere Kompetenz ableitbar. Vielleicht kennt ihr das Gefühl von Ehrfurcht, wenn sich in den Übergaben ein Kollege*in bspw. sehr gewählt ausdrücken kann.
Mir geht es jedenfalls immer so und ich höre in diesen Momenten besonders gerne zu. Es spiegelt für mich Bildung und Wissen (Vgl. S. Bechmann – Medizinische Kommunikation, UTB Verlag, 2014).
Allerdings kann der Gebrauch von medizinischen Fachwörtern im Patientengespräch mehr Schaden als Nutzen bringen
Im Gegensatz zur Bewunderung unter Kollegen kann die Verwendung von Fachbegriffen vor dem Patienten neben Verwirrung und Unverständnis auch zu iatrogener Incompliance – also dem Arztverhalten geschuldeten Nichtbefolgen von Therapievorschlägen – führen.
Ein Grund für die Unverständnis ist, dass die medizinischen Wörter im normalen Sprachgebrauch oft eine ganz andere Bedeutung haben (S. Bechmann – Medizinische Kommunikation, UTB Verlag 2014).
Ein “positives” Testergebnis bedeutet für uns Mediziner*innen das genaue Gegenteil als für den Patienten. Ebenso das Wort “Tumor”. Es ist für uns eine neutrale Bezeichnung für “Raumforderung”. Für den Patienten heißt “Tumor” jedoch Krebs.
Ein Grund für eine schlechte Einhaltung von Therapieempfehlungen ist das Unverständnis im Gespräch, wenn bspw. durch den Oberarzt “abführende Maßnahmen bei Obstipation” empfohlen werden. Dann sollte man anfangen “Obstipation” mit “Verstopfung” zu übersetzen und die “abführenden Maßnahmen” auch wirklich zu erklären. Die Patienten wissen zum Teil nicht, was, wieso und vor allem wie man ihnen etwas empfohlen hat. Eine kurze Erklärung, wie Flohsamen bspw. wirken und dass dieses Hilfsmittel bei je nach Anwendung bei Durchfall als auch bei Verstopfung helfen kann, sollte den Patienten mitgegeben werden.
So kann eine richtige Therapie-Umsetzung nur erfolgen, wenn der Patient wirklich verstanden hat, was er machen soll und vor allem, wieso er etwas machen soll.
Zu dem Thema hat eine Metaanalyse von 2009 ergeben, dass die Compliance des Patienten mehr als 2 x besser ist, wenn eine gute Kommunikation eingehalten wird. Die Autoren schreiben, dass 183 Mio. Arztbesuche in Incompliance geendet sind aufgrund von mangelnder Kommunikation.
Und eine weitere wichtige Problematik, die bei zu intensivem Gebrauch der elaborierten Sprache auftreten kann, ist die Tatsache, dass das Ungleichgewicht im Gespräch zwischen Arzt und Patient noch größer wird.
So hat der Arzt nicht nur das Wissen (und daher auch Macht), das dem Patienten fehlt. Der Arzt nutzt auch noch eine Sprache, die nicht verstanden wird. Der Patient kann sich mit seiner Erkrankung nur noch unterlegener fühlen. So wird zum Beispiel auch der Aufbau von Vertrauen gehindert (S. Bechmann – Medizinische Kommunikation, UTB Verlag, 2014).
Unsere Worte geben uns Macht.
Wie groß das Ausmaß an Macht durch Worte werden kann, möchte ich mit einem Buchzitat vermitteln:
“Das Wort ist so machtvoll, dass ein einziges ein Leben positiv verändern oder das Leben von Millionen von Menschen zerstören kann. Vor mehr als 50 Jahren war es in Deutschland einem einzigen Mann möglich, durch den Einsatz seiner machtvollen Worte ein ganzes Volk intelligenter und gebildeter Menschen wie nie zuvor in der Geschichte zu manipulieren: Adolf Hitler. […] Er aktivierte die Angst der Menschen mit seinem Wort, und wie eine große Explosion brachen Aggressivität und Gewalt aus. […] Hitlers Worte, basierend auf angstbesetzten Glaubenssätzen und Vereinbarungen, werden die Erinnerung der Menschheit noch jahrhundertelang belasten.” Zitiert aus “Die vier Versprechen” von Don Miguel Ruiz, Allegria Taschenbuch, 2012.
Ein anderes, positiveres Beispiel für einen berühmten Redner, der mit seinen Worten Massen bewegt hat, ist Martin Luther King. Jeder kennt seine Worte und die berühmte Rede zu “ I have a dream”.
Wenn wir Ärzte uns nun einmal unserer Position und Rolle genau bewusst werden, dann wählen wir im nächsten Gespräch unsere Worte dem Patienten gegenüber sorgsamer. Denn allein mit unseren Fähigkeiten zur besonnenen Wortwahl können wir Patienten führen.
Ich habe es häufig bei einem meiner Oberärzte gesehen. Er ist sehr beliebt bei den Patientinnen im Kreißsaal, denn er weiß genau, wie er seine Inhalte am besten vermittelt. Er benutzt seine Worte sehr bewusst und spricht in einfachem Deutsch und stets auf dem Niveau der Patientin und ihrem Partner.
Fast täglich gibt es im Kreißsaal schwierige Situationen, in denen die Patientinnen gut aufgeklärt werden müssen. Sie haben bspw. Angst vor der Geburt, vor den Wehen, vor dem, was kommt.
Oder sie werden eingeleitet (das bedeutet, dass sie Medikamente zur Wehenförderung bekommen, damit die Schwangerschaft beendet wird) und haben während der Einleitung immer wieder Wehen, ohne dass der Muttermund sich öffnet. Das ist sehr belastend und frustriert die Frauen.
Hier ist eine gute Aufklärung und Führung essentiell für den Erfolg im Kreißsaal! Vielleicht hat eine Patientin auch Zwillinge im Bauch oder eine andere Pathologie, die gefährlich für Mutter und Kind werden kann und deshalb eine gute Beratung, Aufklärung und Patientenführung braucht.
Häufig sind bei diesen Gesprächen in solchen Situationen viele Emotionen involviert. Gerade bei Schmerzen wünschen sich die Patientinnen ein schnelles Ende der Wehen durch eine vermeintlich ‘einfache’ Geburt und fragen dann nach einer Sectio.
In einem solchen emotional belasteten Fall zu erklären, dass der schnelle Weg nicht unbedingt der Gesündeste und Sicherste ist und die Patientin in ihrem Emotionen und Schmerzen medizinisch richtig zu führen, das kann zu einer echten Herausforderung werden.
Unsere Patienten müssen uns vor allem inhaltlich verstehen
Also ist es umso wichtiger mit den richtigen Worten den Frauen Kraft, Zuversicht und Sicherheit zu geben und Vertrauen aufzubauen, um so den gemeinsamen Weg zu finden und zu gehen.
Dabei müssen die Patienten vor allem inhaltlich verstehen, was wir ihnen erklären.
Dazu benutzt mein Oberarzt – neben sehr einfachen Worten – sehr gerne eine bildhafte Sprache mit anschaulichen Vergleichen. Er vergleicht verschiedene Risiken zum Beispiel so:
Wir schauen den Wetterbericht nach und sehen, dass es eine 80% Wahrscheinlichkeit für Regen gibt. Nun müssen wir wählen:
Werden wir lieber nass oder nehmen wir einen Regenschirm mit? Die Wahrscheinlichkeit für Regen ist sehr hoch. Wenn wir jedoch ohne Regenschirm nass werden, wäre es auch nicht tragisch. Man trocknet ja wieder.
Auf der anderen Seite ist die Wahrscheinlichkeit für einen Flugzeugabsturz sehr, sehr, sehr gering. Wenn die Maschine aber mit mir abstürzt, dann würde ich mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit dabei ums Leben kommen.
Diesen Vergleich nutzt mein Oberarzt, wenn er eine Patientin zum Beispiel über das Risiko einer Uterusruptur bei Zustand nach Re-Sectio aufklärt. Die Re-Re-Sectio wäre die sicherere Entbindungs-Variante mit den gängigen OP-Risiken und würde in seinem Vergleich dem Wetterbericht entsprechen. Das Anstreben einer vaginalen Geburt mit Risiko der Gebärmutterruptur, einem geburtshilflichen und lebensbedrohlichen Notfall für Mutter und Kind, würde dann durch den seltenen Flugzeugabsturz erklärt werden.
So kann die Patientin etwas besser abschätzen, welches Risiko sie bereit ist einzugehen.
Warum benutzt mein Oberarzt nun Vergleiche?
Es ist wissenschaftlich belegt, dass bei der Verwendung von wörtlichen Aussagen nur unsere linke Gehirnhälfte aktiviert wird, die logische und sachliche Inhalte verarbeitet (Bottini et al. 1994).
Kommen jedoch sprachliche Bilder zum Einsatz, wird neben der linken auch die rechte Gehirnhälfte angesprochen, die zuständig ist für emotionale, kreative und bildhafte Informationen.
Das bedeutet, dass durch die Verwendung von Vergleichen oder Metaphern bei dem Gesprächspartner (automatisch) Erinnerungen hervorgerufen werden, die angenehme oder unangenehme Emotionen auslösen (Damasio – Descartes’ Irrtum – Fühlen, Denken und das menschliche Gehirn, List-Verlag, 1994). Was wiederum bedeutet, dass der Gesprächspartner nicht nur die reinen Inhalte aufnimmt, sondern auch noch emotional von dem Thema angesprochen wird.
Eine weiterer Vorteil der bildhaften Sprache ist, dass bei schwierigen Sachverhalten die Komplexität reduziert und dadurch die Inhalte einfacher bzw. verständlicher dargestellt werden können (Jakob – Maschine, mentales Modell, Metapher: Studien zur Semantik und Geschichte der Techniksprache, De Gruyter, 1991; Drewer – Die kognitive Metapher als Werkzeug des Denkens: zur Rolle der Analogie bei der Gewinnung und Vermittlung wissenschaftlicher Erkenntnisse, Gunter Narr Verlag, 2003).
Nun zurück zu meinem Oberarzt, der im medizinischen Alltag gerne Vergleiche nutzt:
Würde er ausschließlich die sachlichen medizinische Fakten darlegen, würden die Patientinnen diese aufnehmen und – im besten Fall – verstehen. Wobei bei der Flut aus Informationen meistens nur 40-50% des Inhalts (je nach Therapie/Inhalt des Gesprächs, Rost et al. 1987) in Erinnerung bleiben.
Mit Hilfe der bildlichen Sprache werden die komplexen medizinischen Zusammenhänge sprachlich vereinfacht. Es werden alltägliche Vergleiche herangezogen, mit denen die Patientinnen Erinnerungen und Emotionen verbinden. Vergleiche, die sie kennen, mit deren Hilfe eine komplexe Situation plötzlich nicht mehr so komplex ist.
Das Thema wird greifbarer für die Patientinnen. Sie verstehen es besser und sie können es besser im Gedächtnis ablegen. So fällt es insgesamt leichter gemeinsam mit dem Arzt eine Entscheidung zu treffen.
Für die Gespräche nimmt sich mein Oberarzt außerdem ausreichend Zeit und er nimmt die Patientinnen sehr ernst. Er verhält sich stets empathisch, aber er weiß auch seine Emotionen gezielt und kalkuliert einzusetzen, um mit seinen Emotionen zu führen.
So kann er bei absolutem Fehlverhalten durch die Schwangere, bei welchem das ungeborene Kind Schaden erleiden kann, sehr klare Worte finden und gibt seine eigenen Emotionen bspw. mit einem Anflug von Ärger bewusst mit, um die Wichtigkeit und Ernsthaftigkeit zu transportieren.
Er lehrt und erzieht so auch seine Patientinnen mit sorgfältig gewählten Worten. Er ist in diesen Momenten exakt in seiner Rolle als Arzt und er führt ein Gespräch, aus dem eine gemeinsam getroffene Entscheidung hervorgeht.
Und das Feedback und die Dankbarkeit aus dem Kreißsaal von den entbundenen Frauen bestätigt seine Form der Kommunikation und Führung, seine Art des ArztSeins.
Was können wir in Zukunft bei unseren Gesprächen in Bezug auf die Wortwahl beachten?
- Den Nutzen von klaren Worten und kurzen Sätzen, sodass der Inhalt nicht nur gehört, sondern sicher verstanden wird
- Die Flexibilität im Niveau der Ausdrucksweise
- Das bessere Verständnis für Risiken durch alltägliche Vergleiche
- Die Bedeutung unserer Worte als Macht-habende Person im Gespräch
Mit hoher Sicherheit habt ihr all das irgendwann schon gehört oder gelesen. Aber achtet einmal darauf, wie ihr im wirklichen Klinik-Geschehen mit den Patienten sprecht. Verwendet ihr einfache Worte? Verstehen eure Patienten die OP-Risiken ganz sicher? Beobachtet euch einmal selbst und hinterfragt euch und eure Gesprächsführung.
Mir selbst fällt es immer wieder auf, dass ich im Gespräch gerne in den Fachjargon rutsche und mich dann nochmal erklären muss, weil ich merke, dass im Gesicht gegenüber weiterhin ein großes Fragezeichen steht. Also erkläre ich es noch einmal und versuche es im nächsten Gespräch besser zu machen. Denn auch mit der Qualität unserer Kommunikation steht und fällt der Therapieerfolg.
Die gute und gepflegte Wortwahl gehört also zwingend zu den wichtigen Kompetenzen des ArztSeins!
So bleibt am Ende nur noch eines zu klären, schreiben wir unsere Arztbriefe für die ärztlichen Kollegen in der Praxis oder für den Patienten? 😉
Zu dem Thema ‘Kommunikation’ möchte ich euch übrigens auf ein kurzes Interview mit Dr. Eckart von Hirschhausen auf der Webseite der Kassenärztlichen Bundesvereinigung hinweisen. Es lohnt sich mal rein zu schauen, denn er spricht voller Motivation so viele wichtige Themen an. Den Link dazu findet ihr hier. Außerdem bietet das Ärzteblatt einige weitere interessante Artikel dazu, wie bspw. hier.
Schreibt mir wie immer eure Erfahrungen und Gedanken zu dem Thema an nicole@arztsein.com – ich freue mich über jede Rückmeldung!
Habt vielen Dank fürs Lesen und bis ganz bald wieder, eure Nicole.